15.07.2010

Day 07 → Someone who has made your life worth living for.

Eigentlich ja alle meine Freunde. Einer jedoch ganz speziell und zwar mein bester Freund. Ich hatte zwar schon viele Freundschaften, aber keine war so schnell so intensiv wie die mit ihm. Ich meine, ich kenne ihn "erst" seit Februar letzten Jahres und es ist jetzt schon unfassbar vertraut zwischen uns. Wir können zusammen schweigen und miteinander reden. Wir verstehen uns ohne Worte und können ehrlich zueinander sein. Ich habe noch nie einen Menschen kennen gelernt, bei dem ich so sehr ich selbst sein konnte. Und wollte. Oftmals gibt es ja doch Situationen und Menschen bei denen man sich zusammenreissen muss, bei denen man aufpassen muss was man sagt und wie man seine Meinung vertritt, aber bei ihm muss ich das nicht. Ich kann ohne nachzudenken vor mich hin quatschen, ich kann ihm meine teilweise komische Sicht auf die Welt mitteilen ohne, dass ich mir Sorgen machen muss, dass er das seltsam findet. Das fühlt sich gut an. So zu sein wie man ist und dafür gemocht zu werden.
Und natürlich mein kleines Patenkind, Baby meiner besten Freundin. Ich habe die ganze Schwangerschaft miterlebt, habe mit ihr zusammen die ganze Zeit über keinen Alkohol getrunken und nicht geraucht, aus Loyalität. Und ich war auch bei der Geburt dabei. Die Geschichte möchte ich euch erzählen.
Es war der 11.10.2008, bei Janina zuhause. Eine Freundin war bei mir und wir haben einen Mädchenabend gemacht, Wodka getrunken und gekichert und uns lustige Geschichten erzählt, weil wir uns nicht so häufig sehen. Irgendwann so gegen 2 Uhr morgens kam ich auf die Idee, meine beste Freundin mal anzurufen. Geheimes Hobby von mir. Betrunken Freunde anrufen. (Nehmt euch in Acht, ihr Leute deren Handynummern ich besitze! Auch euch erwischt es irgendwann.) Nach ungefähr 5 Minuten Gespräch kam die Frage von mir "Was machst du denn gerade so?" "Bin im Krankenhaus, morgen wird die Geburt eingeleitet!" "O___________O *panischer Blick auf die Uhr* MORGEN!?!?!?! ALSO... HEUTE?! WANN!?" "So um 9, denke ich.."
we te ef.
Nachdenken. 2 Uhr, bis 6 schlafen, duschen, fertig machen, ins Krankenhaus fahren!
Ne. Lohnt sich nicht. Also kein schlafen. "Ich komme auf jeden Fall!"
Irgendwie bis 5 Uhr mit besagter Freundin weiter gequatscht, beschlossen, dass sie dann auch mitkommt und kurz vor "Ich sollte mal duschen gehen" doch noch dazu entschieden, ein Stündchen zu schlafen. Dann doch erst um 7 aufgestanden, beide geduscht und fertig gemacht und kurz nach 8 zur Freundin nach Hause, weil die Mutti uns ins Krankenhaus gefahren hat. Wir kamen an, völlig verkatert und übermüdet und das erste was ich in diesem Krankenhaus tat, war: Kaffee!
Ich trinke nie Kaffee. Ich hasse Kaffee. Insbesondere 50cent-Automaten-Wasser-Krankenhauskaffee durch den man durchgucken kann. Aber was tut man nicht alles..
Wir sassen dann lange Zeit bei ihr auf dem Zimmer, sie am CTG, Freundin und ich auf Sesseln am Fenster, ihr Freund am Bett auf einem Stuhl und haben über Gott und die Welt gequatscht während wir auf die Wirkung des Wehenmittels warteten. Kam nur irgendwie nicht. Und zwar bis 8 Uhr abends. Yay. Naja, dann ging es so langsam los, wir zogen um in den Kreissaal. Mittlerweile 9 Personen, weil die zukünftigen Großeltern, 2 zukünftige Onkels und 1 zukünftige Tante auch noch vorbeischauen wollten. Plus die Hebamme, der Arzt und eine Hebammenschülerin. Es war voll. Und meine Beste nahms gelassen. Alle 10-15 Minuten hatte sie eine Wehe und unterhielt sich sonst ganz normal mit uns, bis irgendwann der Großteil der Leute verschwand, nur ihr Bruder, ihr Freund und ich blieben. Und die vielen Ärzte die es super spannend fanden immer wieder reinzugucken, weil das die einzige Entbindung in der Nacht war, aber 3 Ärzte + unzählige Hebammen Nachtschicht hatten und sich somit langweilten.
Irgendwie.. achja, etwas essen wäre mal nicht schlecht! So langsam knurrte nämlich doch mein verkaterter, mit Krankenhauskaffee gefüllter Magen. Also runter in die Cafeteria, da hatte nur leider alles schon zu. Ich besorgte mir Proviant aus einem Autmoaten (einen Miniminiminiapfelkuchen und eine Bockwurst), nahm noch einen Kaffee mit und irrte ungefähr eine Stunde durch das gigantische Krankenhaus (Uniklinik..), traf unterwegs noch ein paar Studenten die eine Nachtschicht in der Bibliothek eingelegt hatten und kam irgendwann tatsächlich wieder im Kreissaal an. (Mein Orientierungssinn ist ernsthaft der Schlechteste der Welt.) Nun gut, es war so ungefähr 23 Uhr und es ging langsam in die heiße Phase und meine beste Freundin hat nichts besseres zu tun als Lust auf einen Cheeseburger zu bekommen. Nagut. Sie ist ja schwanger..
Also machte ich mich mit ihrem Bruder auf den Weg ein McDonalds zu finden. Mein ehemals bester Freund. Ich wollte nicht laufen und war ungefähr die nervigste Begleitung die man sich vorstellen kann. "Oh bitte, trag mihiiiich ;__;" "Wo sind wir hier?! Ohgott wir finden niemals den Weg zurück." "Es ist so dunkel, wir sind hier an einem komischen Wald, lass mich deine Hand halten, ich hab Angst." "Ohgott ich bin so müde, trag mihiiiiiich bitte ;__;" "Lauf nicht so weit weg. NICHT SO WEIT VON MIR WEG ICH HAB DOCH ANGST! *am pulli zupf*" :D Und, ja, deswegen war er so lange mein bester Freund. Er hat es anstandslos ertragen, seinen Arm um mich gelegt und wir hatten so ein phänomenales "Wie früher.:"-Gespräch.
Nach einer Stunde über Straßen, Baustellen und Grünstreifen kamen wir tatsächlich zu einem McDonalds, bestellten 20 Cheeseburger, was einen irren Blick des Verkäufers nach sich zog, und machten uns dann auf den Rückweg, den wir auch tatsächlich schneller fanden als den Hinweg.
Immerhin hatten wir es schon stolze 2 Uhr. Kurzes Battle mit dem miesepetrigen Nachtwächter. "Was wollt ihr denn hier?! Hier ist geschlossen, keine Besuchszeit mehr!" "Ja.. aber da oben entbindet.." "KEINE EBSUCHSZEIT." "ALTER ICH BIN SCHEISSMÜDE, HABE SCHEISSHUNGER, KANN VERDAMMT NOCHMAL KEINEN METER MEHR LAUFEN UND DA OBEN WIRD GERADE MEIN PATENKIND GEBOREN ALSO LASSEN SIE UNS GEFÄLLIGST HOCH!!" "*grummelgrummel*... Nagut." =D
Gott sei Dank war gerade kein Arzt anwesend, als wir meiner Besten heimlich einen Cheeseburger zusteckten, denn während einer Geburt zu essen ist ja nicht so empfehlenswert. Fruchtblase war in der Zeit wo wir unterwegs waren dann endlich geplatzt und der Anästhesist gerade auf dem Weg, weil sie sich doch für eine PDA entschieden hatte. Gut, also nochmal raus.
Im Flur auf einen Sessel gehockt. Allein, in einem dunklen Krankenhaus auf einem Sessel, hundemüde. Ich rechnete jeden Augenblick mit einer Zombieinvasion. Aber um 3 Uhr begegnete mir nur ein Arzt, der mir dann stolz verkündete das es ein kleiner Junge sei, rundum gesund. 12.10.2008, 2:47, 3750gramm und stolze 53cm groß (Ich weiß diese Daten heute noch aus dem Kopf). Ja wie, hä? PDA und so..?
Nunja, der Kleine hatte es dann doch endlich mal eilig. Es gab noch ein Stündchen "OCH GOOOOOOTTCHEN!" "Darf ich ihn mal halten? =3" und dann riefen wir (Bruder, frischgebackener Papa und Ich) uns ein Taxi. Auf der Fahrt sind wir dann schliesslich alle eingepennt und Gott sei Dank hatten wir einen netten Fahrer der uns alle 10 Minuten vor Ankunft aufgeweckt und somit Zeit gelassen hat um wieder wach zu werden.
Das war die spannendste, nervenaufreibendste, kraftzehrendste, kaffeereichste, schönste Nacht meines Lebens. Und ich bin froh, dass ich dabei war. Und, dass es den Kleinen gibt, weil er einem die kleinen Dinge des Lebens wieder zeigt, die, die man selber ab und zu vergisst und weil ich mit ihm wieder Kind sein kann. Weil ich brabbelnd hinter ihm her robben kann ohne mir dämlich vor zu kommen und weil nichts mich glücklicher macht und mich mehr strahlen lässt als sein zuckersüßes, unbeschwertes Kinderlachen.

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